
Die Ursprünge der Magie reichen tief in die Geschichte zurück, und das alte Mesopotamien, das Land zwischen den Flüssen Euphrat und Tigris, war eine der Wiegen dieser uralten Praktiken. Bevor die Diskussionen um Magie in Platons Zeit aufkamen, waren im alten Mesopotamien bereits magische Texte dokumentiert. Diese Schriften, auf Tontafeln in Keilschrift verfasst, stammen aus der Zeit des Sumer, der ältesten Zivilisation in Mesopotamien.
Sumer, die Wiege der Zivilisation im südlichen Mesopotamien, war der Ort, an dem diese frühen magischen Schriften entstanden. Die Keilschrift, ein komplexes Schreibsystem, das in Sumer entwickelt wurde, fand erstmals Verwendung auf diesen Tontafeln. Diese Texte, die bis ins 5. Jahrtausend v. Chr. zurückreichen, geben uns Einblicke in die frühesten Formen der magischen Praktiken und Glaubensvorstellungen.
Das Gebiet Mesopotamiens erstreckte sich über eine weite Strecke, von Babylonien im Süden bis Assyrien im Norden. Babylonien und Assyrien waren die Heimat großer Kulturen und Zivilisationen, die die Grundlagen für die Entwicklung von Magie legten. Diese Region, die heute den Irak und Syrien umfasst, wird als eine der Ursprungsregionen der Magie in der Antike betrachtet.
Ursprünglich wurden Keilschrifttafeln in Mesopotamien für die Dokumentation von Handels- und Verwaltungsangelegenheiten verwendet. Doch schon bald verbreiteten sich diese Tafeln in der gesamten Region und fanden ihren Weg in bedeutende Bibliotheken wie die in Hattusa, der Hauptstadt Anatoliens. Neben Verwaltungstexten wurden in diesen Bibliotheken auch Sammlungen von magischen Schriften aufbewahrt.
Die Welt des alten Mesopotamiens war reich an mythischen Wesen und Symbolen. Tierköpfige Dämonen, seltsame Mischwesen und geheimnisvolle Symbole prägten die Bilderwelt dieser Kultur. Die Priester, in Fischhäuten gekleidet und mit magischen Ritualen befasst, spielten eine bedeutende Rolle in der Ausübung der Magie.
Magie war in der Gesellschaft Mesopotamiens allgegenwärtig und spielte sowohl im religiösen als auch im alltäglichen Leben eine zentrale Rolle. Die Menschen betrachteten die Götter als Vermittler magischen Wissens, das genutzt wurde, um Krankheiten zu heilen, Wohlstand zu erlangen oder sich vor Unheil zu schützen. Zaubersprüche und Beschwörungen waren feste Bestandteile dieser Glaubensvorstellungen und wurden in den magischen Texten festgehalten.
Die Entwicklung der magischen Texte im alten Mesopotamien dauerte Jahrtausende an. Die ältesten belegten Texte stammen aus dem 3. Jahrtausend v. Chr. und wurden bis zum Ende der Keilschrift im 1. Jahrtausend v. Chr. weiterentwickelt und gesammelt. Ein Beispiel für einen solchen alten babylonischen Zauberspruch ist der Versuch, eine Frau zu verführen, indem man ihre Eltern ignoriert.
Neben Sumerisch, der ältesten Sprache Mesopotamiens, wurden im Laufe der Zeit auch andere Sprachen wie Akkadisch, Aramäisch, Persisch und Hurritisch in der Region verwendet. Diese Sprachen spiegeln die Vielfalt und den kulturellen Reichtum dieser Region wider.
Neben den Keilschrifttafeln sind auch die Apotropaia wichtige Quellen für die Erforschung der antiken Magie.
Diese Figuren sollten Unheil abwenden und wurden oft mit schützenden Inschriften versehen. Interessanterweise wurde die babylonische Heilgöttin stets von einem Hund begleitet, was in Hundefiguren im Palast des assyrischen Königs Ashurbanipal in Ninive aus dem 7. Jahrhundert v. Chr. dokumentiert ist.
In Ninive befand sich auch eine wichtige Hofbibliothek mit rund 20.000 Keilschrifttafeln, darunter Tausende von Zaubertexten.
Ein bemerkenswertes Beispiel ist der Fund eines mit Nägeln durchbohrten und begrabenen Fertelembryos in Hattusa. Dieser Fund symbolisiert wahrscheinlich die Reinigung einer leidenden Person und zeigt die Komplexität und Vielfalt der magischen Praktiken im antiken Mesopotamien.
Im Gegensatz zu den öffentlich sichtbaren Apotropaia fanden sich weitere Quellen der antiken Magie an abgelegenen Orten, wie Überreste ritueller Bestattungen außerhalb bewohnter Gebiete. Diese Funde erfordern eine tiefere Interpretation und können wichtige Erkenntnisse über die Performativität von Magie zu unterschiedlichen Zeiten und Orten liefern.
Die magischen Texte in Keilschrift, die in dieser Region verfasst wurden, waren eng mit der Zunft der Exorzisten, den asiputu, verbunden.
Interessanterweise behauptete die babylonische Tradition sogar, dass diese Texte direkt vom Gott des Wissens und des Exorzismus Enki (sumerisch) / Ea (akkadisch) geschrieben wurden.
Der assyrische Exorzist (Asipu auf Akkadisch) war ein wichtiger Beruf, der eng mit den Reinheitsritualen in den Tempeln verbunden war. Er führte nicht nur Heil- und Schutzrituale gegen Krankheiten durch, sondern auch Exorzismen, um dämonische Ursprünge von Krankheiten zu bekämpfen.
Da viele dieser Krankheiten als dämonischen Ursprungs angesehen wurden, spielten die Exorzisten eine entscheidende Rolle bei der Abwehr solcher Übel.
Es war jedoch nicht immer klar, ob eine Krankheit dämonischen Ursprungs war oder natürliche Gründe hatte, weshalb sich die Exorzisten manchmal mit den sogenannten Asu, den "Physikern", ergänzten.
Die Asiputu oder Asutu, die "Formel flüsternden" oder "Übel sammelnden", waren dafür verantwortlich, drohendes Unheil mit Hilfe von Zaubersprüchen und Ritualen abzuwenden. Doch wie wussten sie, wann ihre Dienste erforderlich waren? Sie mussten den Omen folgen, die von anderen Zauberern, den Baru, gedeutet wurden.
Die Baru, oft weiblich, waren Wahrsagerinnen und Omen-Deuterinnen, die die Ursachen von Krankheiten und anderen Problemen ermittelten.
Sie waren darauf spezialisiert, die Verbindung zwischen Omen und Übel herzustellen. In der mesopotamischen Kultur wurden Krankheiten und andere Ereignisse als göttliche Vorhaben betrachtet, und die Baru versuchten, die Zeichen zu interpretieren, die die Absichten der Götter offenbarten.
Die mesopotamische Kultur katalogisierte diese Zeichen und Omen in umfangreichen Sammlungen, die tausende Texte in Keilschrift umfassten. Diese Kataloge dienten dazu, die oft schwer zu deutenden Zeichen zu interpretieren und mögliche Ursachen für Krankheiten und Probleme zu finden. Es wird sogar behauptet, dass in diesen Katalogen der Ursprung der Wissenschaft zu finden sei, da sie eine systematische Herangehensweise an die Beobachtung und Interpretation der Naturphänomene boten.
Die Arbeit der mesopotamischen Gelehrten, alles von den Sternen am Himmel bis zu den Mondphasen zu dokumentieren, kann als früher Vorläufer eines wissenschaftlichen Blicks auf die Welt betrachtet werden. Diese systematische Herangehensweise trug dazu bei, die Realität besser zu verstehen und eine genauere Art und Weise zu entwickeln, die Welt um sie herum zu betrachten.